Faszination Bien – ein Superorganismus mit Köpfchen

Das Phänomen Honigbiene beindruckt den Menschen schon seit Jahrtausenden. Jede einzelne Biene ist ein kleines Wunder der Natur und im Kollektiv eine echte Faszination. Biene Maja und ihre Schwestern sind mehr als der Inbegriff von Honig. Von Natur aus fleißig gehören die Honigbienen, neben Wildbienen und Co., zu den wichtigsten Bestäubern auf Erden. Als drittwichtigstes Nutztier sind sie verantwortlich für den ökonomischen Nutzen und unerlässlich für die ökologische Artenvielfalt. Die zarten Insekten, die in Gemeinschaft leben, haben als Art Familie erstaunliche Fähigkeiten entwickelt, die eine einzelne Biene nicht bewältigen kann. Unverzichtbar in einem so hoch geordneten Sozialstaat wie „dem Bien“, dem historisch gewachsenem sowie bedeutsamen Begriff für das Bienenvolk als Superorganismus.  

 

Beeindruckt vom Wesen Bien begann ich vor einigen Jahren mit dem Aufbau einer kleinen aber feinen Imkerei. Mit dem Bezug der ersten Bienenvölker war es um mich geschehen. Seitdem habe ich geradezu „Bienen im Kopf“. Imkern ist für mich weitaus mehr als ein Hobby. Eine Art „Philosophie“, die Profession voraussetzt. Die Haltung dieser besonderen Insekten setzt hohe Kenntnisse in Theorie und Praxis voraus. Darüber hinaus beansprucht die Bienenhaltung sehr viel Zeit. Die Voraussetzung einer gelingenden Symbiose von Imker & Bien besteht im artgerechtem Umgang mit den sensiblen Lebewesen. Eine verantwortungsvolle Arbeit mit den Bienen und nicht gegen ihre Natur, ist die Grundlage einer möglichst wesensgemäßen Bienenhaltung. Einerseits um den Bien in seiner Umwelt zu unterstützen, die vom Mensch sukzessive zum Negativen beeinflusst wird. Andererseits um die wertvollen Schätze eines Bienenvolks auch dankbar annehmen zu können. Nicht durch Profitgedanke, sondern viel mehr durch bedachte Entnahme der hochwertigen Stoffe. Insbesondere diese Balance zwischen Geben und Nehmen macht die Symbiose meines Erachtens nach so einzigartig und wertvoll. 

 

In diesem Sinne sollten wir uns wieder mehr auf das Ursprüngliche besinnen und altüberlieferte Mittel aus der Natur nutzen und schätzen. Dahingehend liefert uns der Bien wundervolle Produkte, unter anderem den sonderbaren Honig. Doch wie entsteht dieses hochqualitative Nahrungsmittel und was beinhaltet es? In diesem Zusammenhang möchte ich einen kurzen Einblick des Phänomens Honigbiene geben und das flüssige Gold etwas näher erläutern. 

 

Vom Nektar zum Honig – ein Resultat ausgeklügelter Arbeitsteilung!

Im Honigbienenstaat arbeiten viele Individuen perfekt zusammen. Neben Königin und Drohnen haben die Arbeiterinnen unter den drei Bienenwesen die meisten und unterschiedlichsten Aufgaben. Kaum auf der Welt beginnt ihr Alltag als Stockbiene vorerst in der geschützten Behausung. Verknüpft mit dem Alter wächst sie von einer Rolle in die nächste. Zu Beginn als Reinigungskraft (Pflege der Brutzellen) über Kindermädchen (Versorgung der Larven) bis hin zur Bauarbeiterin (Bau der Waben). Erst Tage später geht es als Flugbiene ins Freie. Vorerst als Wächterin am Flugloch und schlussendlich als Spurbiene (Kundschafterin) oder Sammelbiene von Nährstoffen wie beispielsweise dem Blütennektar. 

 

Damit der Nektareintrag reibungslos funktioniert, bedarf es einer Vielzahl von Tätigkeiten. Honigbienen fliegen nicht planlos umher, sondern mit Bedacht und Effizienz. Nachdem eine Kundschafterin Blüten als Futterquelle für geeignet befindet, hinterlässt sie darauf einen speziellen Duft. Schnurstracks zurück im Bienenstock teilt sie ihr Erfolgserlebnis inkl. Kostprobe ihren Schwestern durch Tänze auf den Waben mit. Beim sogenannten Schwänzeltanz gibt sie Richtungs- und Entfernungsangaben an. Überzeugt die Tänzerin das Publikum am Tanzboden mit ihrer Darbietung, machen sich die Sammelbienen mit den übermittelten Botschaft auf den Weg, um die Nahrungsquelle aufzuspüren. Bei den Blüten angekommen nehmen die Sammlerinnen Nektar in ihre Honigblase auf. Beim Flug von einer Blüte zur anderen lernen und speichern die Bienen verschiedenste Reize wie, Landmarken, Düfte, Farben, Formen etc. ab. Sie sind in der Lage, sich das Gelernte zu merken. Aufgrund der Lernleistung finden sie noch nach Tagen die Position der Tracht. Im Sprachgebrauch der Imker bedeutet Tracht ein Nahrungsangebot das für Honigbienen am Speisplan steht. Dazu gehören Nektar, Honigtau, Blütenpollen und Wasser. Ist die Honigblase voll machen sie sich auf den Heimweg. Am Flugloch angekommen übergeben sie den Nektar an die Stockbienen, die ihn in den Wabenzellen einlagern. Während der Aufnahme und Abgabe des Nektars, sowie durch mehrmaliges „Umtragen“ im Bienenstock, mengen die Bienen spezielle körpereigenen Enzyme, Säuren und Eiweiße hinzu. Wichtige Stoffe die für den Reife- und Wandlungsprozess des Blütensaftes und Honigtaus verantwortlich sind. Sie ergeben ein außergewöhnliches Endprodukt – den Rohstoff Honig. Eine süße Medizin als Resultat des einzigartigen Zusammenspiels von Pflanze und Lebewesen.

 

Eine ausgewogene Ernährung vorausgesetzt, ist Honig ein gesundes Nahrungsmittel. Das Naturprodukt setzt sich aus vielen essenziellen Bauteilen zusammen und ist definitiv mehr als nur Zucker. Im Gegensatz zum Haushaltszucker, der fast ausschließlich aus Rübenzucker (Saccharose) besteht, enthält Honig um die 200 Inhaltsstoffe. Neben den 20 Zuckerarten zählen antibakterielle Inhaltsstoffe wie Inhibine und Fermente (z.B. Invertase, Diastase, Glucoseoxidase), die antibiotisch wirken bzw. dazu beitragen, das Wachstum von Bakterien zu hemmen. Da diese Stoffe licht- und wärmeempfindlich sind, ist der Honig schonend zu behandeln, denn bei längerer Hitzeeinwirkung von über 40° werden Fermente und Inhibine unwirksam. Das erkennen wir, wenn der Honig im Glas flüssig bleibt und bei längerer Lagerung nicht mehr in einen festen Zustand übergeht (kandiert). Daher ist ein auskristallisierter Honig ein sicheres Qualitätsmerkmal! 

 

Zusätzlich beinhaltet Honig wertvolle Mineralstoffe und Spurenelemente wie Magnesium, Natrium, Calcium, Kalium, Chloride, Phosphate, Eisen, Mangan, Kupfer, Chrom usw. aber auch Vitamine (z.B. Vitamin C, B1, B2, B6, Biotin u. Folsäure). Damit nicht genug gehören Aminosäuren wie Leucin/Isoleucin, Phenylalanin, Arginin, Alanin, Lysin u.v.a., sowie weitere Säuren, diverse Duftstoffe und Hormone zu den Bestandteilen des Honigs. 

 

Speziell diese reichhaltigen Inhaltsstoffe, die unseren Stoffwechsel in vielfältiger Weise unterstützen, machen den wesentlichen Unterschied zum Haushaltszucker aus. Dementsprechend sind die bewusste Einnahme von 2 Teelöffel hochqualitativen Honigs pro Tag gesundheitsfördernd. Außerdem beim Versüßen von Speisen usw. einem gewöhnlichen Zucker vorzuziehen. Dennoch ist zu bedenken, dass Honig zu 80 Prozent aus Zuckern besteht. Daher gilt wie bei allem, auf die Dosis kommt es drauf an! Seine spezielle Zuckerzusammensetzung ist jedoch ein idealer Energiespeicher, der bei sportlicher Aktivität schnell und anhaltend wirkt. Die Kombination aus Ein-, Zwei- und Mehrfachzuckern macht den Honig dabei zu einem effektiven Energielieferanten. 1-2 Esslöffel Honig verdünnt mit Wasser auf ca. 1 Liter (bzw. nach Belieben), etwas Salz und ein wenig Saft einer auspressten Zitrone, macht die Kombination zu einem perfekten isotonischen Sportgetränk. 

 

Wer es etwas ausgefallener wünscht und besonders sein Immunsystem kräftigen will, für den sind die folgenden Rezepte eines regelrechten Zaubertranks ein Muss. Das süßsaure Oxymel


Oxymel zur Unterstützung des Immunsystems

Der Begriff Oxymel stammt aus dem Griechischen und bedeutet Sauerhonig (oxy - sauer, méli - Honig). Die Honig-Essig-Mischung war bereits in der Antike und im Mittelalter als gesundheitsförderndes Hausmittel bekannt. Hildegard von Bingen setzte ebenso auf die Anwendung dieser süßsauren Kombination, deren vielfältigen natürlichen Inhaltsstoffe sowohl für Kinder als auch Erwachsene gleichermaßen geeignet ist. Das Einsatzspektrum des Oxymels ist vielfältig und insbesondere in der Naturheilkunde ein wohltuendes antialkoholisches Elixier. 

 

Basisrezept Oxymel simplex:

Das Basisrezept besteht aus 3 Teilen Honig vermischt mit 1 Teil Essig und lässt sich mit unterschiedlichen Honig- und Essigsorten herstellen. 

  • Honig und Essig im Verhältnis 3:1 mischen
  • beide Komponenten so lange rühren bis sich eine homogene Konsistenz bildet
  • in verschließbare Gläser abfüllen
  • kühl und dunkel lagern
  • Haltbarkeit 1-3 Jahre 

Oxymel kann je nach Geschmacksbedürfnis auch in folgenden Verhältnissen zubereitet werden:

  • Honig-Essigverhältnis: 2:1, 1:1, 1:2 

 

Rezept: Oxymel - Golden Honey 

  • 400gr Blüten-/Waldhonig
  • 100gr – 130gr Apfelessig naturtrüb (1/3 bis 1/4 der Honigmenge)
  • 1 Zitrone
  • ½ Ingwerknolle
  • 1 gehäufter Teelöffel Kurkumapulver
  • eine kleine Prise Salz 

 

Honig, Apfelessig und die Prise Salz gut homogen vermischen. Ingwerknolle und Zitrone waschen. Zitronenkerne entfernen. Ingwer, Zitrone, die Honig-Apfelessig-Salz Mischung sowie das Kurkumapulver in einen Mixer geben oder mit einem Pürierstab ordentlich vermengen. Je feiner desto besser! Kühl und dunkel lagern. 

Die Mischung am besten über Nacht stehen lassen und wenn gewünscht abseihen oder gleich verwenden. Wie? Den hergestellten Oxymel-Saft am besten mit Wasser im Verhältnis ca. 1:10 oder nach Belieben verdünnen. Dieses Essig-Honig Gemisch eignet sich ebenfalls bestens als isotonisches Getränk – vor, während und nach dem Sport. 

 

Tipps beim Bezug der Zutaten: 

Lokal bzw. regional, möglichst in BIO-Qualität und naturbelassene Produkte.

Essig: naturtrübe Qualität, keine Zusätze wie Zucker, Farb- und Konservierungsmittel, Verdickungsmittel, nicht pasteurisiert.

Honig: am besten vom Imker Deines Vertrauens (gute Transparenz vorausgesetzt)

 

Zu den bekanntesten heimischen Honigsorten gehören: 

  • Blütenhonig: heller Honig mit zarten mild-blumigen Geschmack. Honigbienen sammeln dazu überwiegend Blütennektar mit dementsprechendem Pollenanteil (hochwertige Eiweiße).
  • Waldhonig: dunkler bernsteinfarbiger Honig mit kräftigem aromatischen Geschmack und würziger, herber, oft malziger Note. Dieser wird von Honigbienen aus dem sogenannten Honigtau gewonnen, den Pflanzenläuse auf Blatt- und Nadelgehölz abgeben. Die Läuse nehmen den Pflanzensaft des Baumes als Nahrung auf. Da die Insekten nicht alles verwerten können, geben sie eine zuckerhaltige Substanz in Form von Tröpfchen ab. An diesem Überschuss, auch Honigtau genannt, bedienen sich unter anderem die Honigbienen. Der Waldhonig enthält etwas mehr Mineralstoffe gegenüber dem Blütenhonig, dafür aber weniger Pollenanteile.